tag:blogger.com,1999:blog-15406345428761758312024-03-05T10:24:56.510+01:00Ortwin RosnerTexte zur Germanistik und LiteraturwissenschaftOrtwin Rosnerhttp://www.blogger.com/profile/16376855702851316838noreply@blogger.comBlogger4125tag:blogger.com,1999:blog-1540634542876175831.post-25010461507604691122015-02-16T16:55:00.003+01:002015-02-16T16:55:51.739+01:00<div class="MsoNormalCxSpFirst" style="text-align: justify;">
<b><span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt;">Das Elend der
postmodernen Ideologie und ihrer Vertreter auf Erden<o:p></o:p></span></b></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt;">v.
<b>Ortwin Rudolf Rosner<o:p></o:p></b></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt;">Eine launische und
polemische Replik auf einen launigen und polemischen Kommentar von Fritz
Ostermayer, dem Direktor der Schule für Dichtung, im Standard-Album vom Standard
20./21.9.2014<o:p></o:p></span></i></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Vielleicht sollte ich Fritz Ostermayer
dankbar sein. Seine resolute Kampfschrift „Was wurde aus dem ‚Tod des
Autors‘?“, das Werk eines <i>Alt-Postmodernen</i>,
dient mir als Erinnerungshilfe, um auch jene miefige Zeiten nicht zu vergessen,
in denen ich mich im Käfig der Universität herumtrieb und mich im Dschungel der
akademischen Ideologien zurechtfinden und ihnen gehorsam dienen musste. Vieles
von den intellektuellen Sprachspielen und Denkvorschriften, die man um die
Ohren geschlagen bekam, fand sich gar nicht einmal in den wissenschaftlichen
Arbeiten und Büchern selbst, sondern beschränkte sich auf die Diskussionen in
den Seminaren, in denen man mit Hilfe einiger Phrasen schon gefügig gemacht und
einem erklärt wurde, was <i>überholt </i>sei
und wie man demgegenüber heute zu lesen und zu schreiben, am Ende schlichtweg:
zu denken habe. Aufgrund dieser Kultur der sozusagen <i>mündlichen</i> Tradition ist vieles davon gar nicht dokumentiert. Als
ich aber auf die Zeilen von Fritz Ostermayer im <i>Standard-Album</i> stieß, da war es, als wäre alles leibhaftig wieder gegenwärtig,
nun habe ich es schriftlich. Dabei hatte ich schon gehofft, die
postpostmodernen Floskeln würden vielleicht inzwischen keinen mehr
interessieren und man würde eingesehen haben, dass auch sie nicht die absolute
Wahrheit darstellen. Solche Bedenken hat Ostermayer indes nicht und schüttet
die altbekannten und mittlerweile, das muss man überdies sagen, selbst schon
etwas abgegriffenen Tiraden erneut über uns aus. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Doch sieht er sich dabei immerhin mit
einer kleinen Tragödie konfrontiert. Denn wie jeder richtige Ideologe versteht
er zwar den Ton anzugeben und weiß er zwar, was richtig ist – aber das einfache
Volk folgt ganz einfach nicht. Der in der strukturalistischen und
poststrukturalistischen Fachliteratur früherer Jahrzehnte ausgerufene „Tod des
Autors“ hat sich, so bedauert er mit Grausen, ebenso wenig durchsetzen können
wie das proklamierte „Ende des Erzählens“, so dass er gegen die immer noch
fortwährende „Betroffenheits-“ und „Befindlichkeitsprosa“ wettern und sich über
die „innere Selbst- und Sinnsuche“ sowie die „Befreiungsversuche des
Individuums“ auf dem Feld der Literatur lustig machen muss, kurz über die
Beschreibung von menschlichen „Schicksalen“ überhaupt – indes er gleichzeitig
freilich dennoch beteuert, er wolle ja kein Zyniker sein. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Wenn er sich dabei aber (man muss
sagen: nicht ganz zu Unrecht) über die „Phrasendrescherei“ und „das gelahrte
Gelaber“ des Kulturbetriebes empört, das er auch als „Schas mit Quastln“
bezeichnet, dann muss man freilich einmal innehalten und einen kritischen Blick
auf seinen eigenen Text werfen. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Dann sieht man leider, dass sein
Pamphlet ebenfalls aus nichts anderem besteht. Da wettert nämlich einer gegen
„Befindlichkeitsprosa“ – und merkt nicht, dass er selbst ebenso nichts anderes
abliefert. Denn alles, was man hier vorfindet, sind die durchaus sehr
persönlichen und subjektiven Ressentiments und Vorlieben des gar nicht toten
Autors Fritz Ostermayer. In der Tat „erzählt“ er uns da einiges über sich. So
etwas wie ein Argument wird man hier aber nirgends finden. Vielmehr bloß die im
gewohnten polemischen und ein wenig diktatorischen Stil hervorgebrachte
postmoderne Kampfrhetorik in alter Frische. „Die Reduktion auf das Narrative
nervt“, gibt er uns kund, ohne zuzugeben, dass es zuerst einmal <i>ihn </i>nervt, und ohne über das Wort
„nervt“ hinauszugehen, da das ja schon zu viel Eingeständnis von persönlichen
Gefühlen wäre, die man im coolen postmodernen Betrieb am Ende doch immer zu
verleugnen hat, auch wenn man trotzdem von ihnen immerzu gesteuert wird. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Seine Begeisterungsstürme für die
konzeptuelle Kunst allerdings, die er wortgewaltig in Szene setzt – er kann uns
nicht erklären, warum das nicht auch „gelahrtes Gelaber“ und „Schas mit
Quastln“ ist, was er da schreibt: „Am
allerschönsten aber: Nächstes Wochenende wird der kanadische
Poesie-Konzeptualist Christian Bök im Wiener Literaturhaus sein Irrsinnsprojekt
<i>xenotext experiment </i>vorstellen. Darin
geht es darum, einem extrem resistenten Bakterium namens ‚Deinococcus
radiodurans‘ die DNA-Sequenz eines Bök-Gedichts zu injizieren. Damit sich das
Poem quasi autorenlos immer weiter fortpflanze und dank der
Widerstandsfähigkeit des Bakteriums auch jede nukleare Katastrophe überdauere.“<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Man verstehe mich nicht falsch. Ich
verteufle die Postmoderne oder was man mit diesem verschwommenen Ausdruck
gemeinhin bedenkt, keineswegs in Bausch und Bogen, genauso wenig wie
Konzeptkunst. Darum geht es mir nicht. Die „Verwissenschaftlichung“ der
Geisteswissenschaften durch den Strukturalismus in den 60er Jahren sowie dessen
alsbaldige Überwindung (gleichzeitig Fortführung) im Poststrukturalismus haben
ohne Zweifel Großes geleistet, neue Perspektiven eröffnet und einen Blick für
viele Textphänomene überhaupt erst gefunden, für die es vorher gar keine
Begriffe gab. Der Text als Text selbst rückte mit einer Radikalität in den
Vordergrund, wie das zuvor vielleicht nie geschehen war, seine dynamische,
lebendige, fließende und vielschichtige Bauweise. Ich sehe es auch keineswegs
als etwas Schlechtes an, einen Text einmal als ein vom Autor losgelöstes Spiel
zu betrachten und dazu Überlegungen anzustellen, die ohne die konventionelle
Frage, was die „Aussage“ des „Autors“ sei, auskommen. Ganz im Gegenteil. Aus
der Hand des von Ostermayer ins Feld geführten Roland Barthes gibt es dennoch
wunderbare, einfühlsame Studien, und die Analysen von Julia Kristeva, auf die
er sich ebenso beruft, konnten tatsächlich etwas von der von ihr ausgerufenen
revolutionären Kraft der poetischen Sprache freilegen. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Aber aus der Postmoderne wurde sogleich
eine Mode, und erstaunlich rasch versteinerte sie zur sich hermetisch
abschließenden Ideologie, zu einem <i>Must, </i>dessen
Grundsätze man sich einzuverleiben hatte und nicht mehr hinterfragen durfte.
Weniger richtet sich meine Kritik daher gegen ihre ersten Autoren als gegen
ihre Verflachung und Ausdehnung ins Unendliche, gegen ihre <i>Vulgarisierung </i>im akademischen Betrieb, wo sie als Teil des
Standesdünkels einer Schicht Intellektueller fungiert, als Inventar an
schlagkräftigen esoterischen Phrasen für die Alphamännchenspiele des Kultur-
und Wissenschaftsbetriebes. Das ist das, was von ihr übergeblieben ist.
Modelle, die einst Gesellschaftskritik sein wollten, aber wurden Thronsessel
für beinahe schon aristokratische Arroganz. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Denn vielleicht hat es in der
Geschichte bisher keine andere Strömung gegeben, die es dermaßen raffiniert
verstanden hat, sich selbst den Titel <i>subversiv
</i>zu verleihen, währenddessen sie in Wahrheit tatsächlich immer autoritärere
Züge annahm. In Erinnerung ist mir noch, wie mir auf der Universität
beigebracht wurde, welche Worte man auf keinen Fall mehr in den Mund nehmen
dürfe: als da sind „Wahrheit“ und „Authentizität“, „Natur“, „Ursprung“,
„Originalität“, „Unmittelbarkeit“, „Ausdruck“ und „Ich“, - „Seele“ natürlich
schon gar nicht. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Diejenigen, die sagen, es gebe gar
keine Wahrheit, verwalten nämlich hier paradoxerweise selbst einen durchaus
absoluten Anspruch auf Wahrheit, und darum verstehen sie es schon gar nicht
mehr, wie man von ihrem Dogma, dass alle Wirklichkeit bloß <i>gesellschaftliche Konstruktion </i>sei, auch nur irgendwie abweichen
könne, dann sei man doch ein verachtenswerter und zurückgebliebener <i>Essentialist. </i><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Mit dieser Ansicht geht – ebenso in
sich widersprüchlich – einher, dass gerade eine Strömung, die mit sich so sehr
den Titel der <i>Vernunftkritik </i>zu
verbinden verstand, selbst nur neuerlich zu einer Überbetonung des bloß
intellektuellen Erfassens der Welt führte. Dementsprechend geriet es bald zur
Selbstverständlichkeit, der Kategorie des Mitgefühls oder der Anteilnahme
zugehörige Anwandlungen öffentlich lächerlich zu machen und als
„Betroffenheitsduselei“ oder „lamentöse Sozialdramatik“ zu diskreditieren. Wer
Postmoderner wurde, bekam das Eintrittsticket zum gesellschaftlich akzeptierten
Zynismus. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Darum blieb die postmoderne
Literaturrezeption durchaus nicht nur in denselben Vorurteilen gegenüber den
emotionalen Anteilen des Menschen stecken, die im Wissenschaftsbetrieb und
unter Intellektuellen generell herrschen, sondern sie verstärkte sie auch noch.
Mit meiner Auffassung, dass für mich als Leser, der einen Text verstehen will,
doch wohl unter anderem die darin gespeicherten Gefühle eines Menschen eine
Rolle spielen könnten, stieß ich daher gegen eine Mauer. Ich erinnere mich noch
gut daran, wie der Betreuer meiner Abschlussarbeit die mahnenden wie
verständnislosen Worte an mich richtete, es ginge doch bei einem ernsthaften
Zugang zur Literatur darum, über Texte <i>intellektuell
</i>zu verhandeln und nicht darum, <i>sich</i>
<i>irgendwie in sie hinein zu fühlen. <o:p></o:p></i></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Der Personen- und Geniekult um den
Autor wiederum, um darauf zurückzukommen, nahm nicht weniger paradoxe Wege. Auf
der einen Seite will ihn die Postmoderne seit jeher abgeschafft wissen, auf der
anderen Seite setzt sie ihn selbst fort, in Form des guten alten akademischen
Brauchs des einschüchternden <i>Name-droppings:
</i>Barthes hat gesagt … Foucault hat gesagt … na, dann muss es ja wohl
stimmen. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Um zur Anfangsfrage zurückzukehren, die
Fritz Ostermayer stellt: Was wurde aus dem „Tod des Autors“? Für mich selbst
jedenfalls habe ich die Antwort: Nun, dasselbe, was aus der ganzen eitlen Feier
der „Auslöschung des Subjekts“ bzw. des „Individuums“, aus all diesen dumpfen
Phrasen von der „Sprache, die sich selbst spricht“ bzw. vom „Text, der nur eine
Maschine ohne Ich sei“ etc. geworden ist. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Irgendwann haben sie sich selbst
überlebt. Die Postmoderne hat alles andere als überholt dargestellt, nur damit
langsam aber sicher sie sich selbst auch als überholt herausstellt. Solange man
jung war, haben sich ihre Sprüche geil angehört. Man wird älter, reifer, lässt
die Pubertät hinter sich und sieht: es geht doch auch um die Menschen, um ihre
Schicksale, und so albern ist das nicht. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-justify: inter-ideograph;">
<br /></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<i><span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Zur
Nachlese:<o:p></o:p></span></i></div>
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">Der Text von Fritz Ostermayer im
Original:<o:p></o:p></span></div>
<br />
<div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: 150%; text-align: justify; text-indent: 7.1pt; text-justify: inter-ideograph;">
<a href="http://derstandard.at/2000005795485/Was-wurde-aus-dem-Tod-des-Autors"><span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;">http://derstandard.at/2000005795485/Was-wurde-aus-dem-Tod-des-Autors</span></a><span style="font-family: "Tahoma","sans-serif"; font-size: 12.0pt; line-height: 150%;"><o:p></o:p></span></div>
Ortwin Rosnerhttp://www.blogger.com/profile/16376855702851316838noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1540634542876175831.post-29916024668412848712011-02-05T00:19:00.000+01:002011-02-05T00:19:00.469+01:00<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7rQGe47L_P0PDXfTahDbFeRCAKbgW3dXN8XWiPeI7816XqjNCDqeMpkWCoiGuZDdplC-Ap-RIjLSOHughKVpjF8BdTH1t9MxzmwebdaMjsqNykZeq_x3qzC-8uW3HkjYf3f_dIAO7oc4/s1600/DSCN8641.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7rQGe47L_P0PDXfTahDbFeRCAKbgW3dXN8XWiPeI7816XqjNCDqeMpkWCoiGuZDdplC-Ap-RIjLSOHughKVpjF8BdTH1t9MxzmwebdaMjsqNykZeq_x3qzC-8uW3HkjYf3f_dIAO7oc4/s320/DSCN8641.JPG" width="240" /></a></div><br />
<br />
<b>Ortwin Rosner: Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewußten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns <i>Der Sandmann. </i>- Frankfurt a. M. 2006.</b><br />
<i>Erhältlich beim Peter Lang Verlag</i><b><br />
</b>Ortwin Rosnerhttp://www.blogger.com/profile/16376855702851316838noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1540634542876175831.post-85999553547541991672011-02-03T22:15:00.000+01:002011-02-04T21:35:49.183+01:00Offener Brief an die E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><i><span lang="DE-AT">Offener Brief an die E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft</span></i></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><i>(Langfassung)</i></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT"><u>Betrifft</u>: Rezension meines Buches über den <i>Sandmann</i> im E. T. A. Hoffmann-Jahrbuch 2008 durch Thomas Weitin</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Es ist wohl selbstverständlich, dass der Verfasser eines jeden Beitrages zur Forschungsliteratur auch mit für ihn unangenehmer Kritik rechnen muss. Davon lebt schließlich der Diskurs, davon nähren sich Kontroversen, und das hält die Diskussion in Gang. Ich bin sehr interessiert an einer lebendigen Diskussion. Niemand mehr als ich selbst ist daher interessiert an einem Einspruch gegen Thesen, die ich in den Raum stelle, solange er auf sachlichen Argumenten beruht. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Den Boden jeder sachlichen und wissenschaftlich seriösen Auseinandersetzung verlassen hat jedoch jener Text, den Thomas Weitin in Ihrem Jahrbuch 2008 als Besprechung meines Buches über den <i>Sandmann</i> präsentiert.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Ich habe in meinem Buch („Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewußten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns <i>Der Sandmann</i>“, 2006) einige Thesen aufgestellt, die der durch die Tradition der Forschungsliteratur gängigen Lesart des <i>Sandmanns</i> (insbesondere der stereotypen, psychoanalytisch geprägten Einordnung Nathanaels in das Krankheitsbild des „Wahnsinns“ und des „Narzissmus“) bewusst scharf widersprechen. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Daraufhin erscheint in Ihrem Mitteilungsorgan eine Besprechung meines Buches, welche offensichtlich von vornherein darauf abzielt, meine Arbeit abzuwerten und ein Vorurteil gegen sie zu produzieren, sich aber dabei gar keine Mühe macht, tatsächlich auf mein Buch und seinen Inhalt einen Bezug zu nehmen. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">So bezeichnet Rezensent Weitin vorweg meine Untersuchung als eine „psychoanalytische“ (natürlich nur, um sich sofort über psychoanalytische Arbeiten abfällig zu äußern) - obwohl sie dies gar nicht ist. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Ganz im Gegenteil ging es mir um eine Beleuchtung des problematischen Bezugs psychopathologischer Deutungen (insbesondere der von der Sekundärliteratur überstrapazierten „Narzissmus“-These) zur gesellschaftlichen Macht, mein Buch leistet im Kern eine Analyse der „Mechanismen der Diskursmacht und der familiären bzw. gesellschaftlichen Ausschließung, die unaufhörlich im Text zirkulieren und in die Nathanaels Existenz von Kindesbeinen an bis zu seinem Grab, so könnte man sagen, eingebettet ist.“ (S. 259 meiner Arbeit) </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Das aber wird von Rezensent Weitin nicht mit einem Wort erwähnt, stattdessen vermerkt er schon ganz am Beginn seiner sogenannten Besprechung über mein Buch fälschlicherweise und in abfälligem Tonfall: „Dahinter verbirgt sich der Versuch, den gleichfalls in großer Zahl vorliegenden psychoanalytischen Interpretationen […] eine weitere hinzuzufügen. Über die Notwendigkeit dieses Vorhabens kann man streiten […]“ Im nächsten Satz geht er aber auch bereits auf den Klimax seiner polemischen Rhetorik zu und bezeichnet dieses „Vorhaben“, das er meiner Arbeit unterschiebt, als „misslungen“. - Diese Feststellung ist absurd, weil er meinem Buch ein „Vorhaben“ unterstellt, das es gar nicht hat.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Ganz im Sinne dieser eigentümlichen rhetorischen Strategie behauptet Weitin, ich verbreite nur sowieso schon seit langem bekannte „Gemeinplätze“, man sei „Anspruchsvolleres“ als meine Arbeit gewohnt, und es sei keine „präzise These“ erkennbar. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">In diesem Zusammenhang hat Weitin auch keine Scheu vor einer offensiven rhetorischen Verwirrung literaturwissenschaftlicher Grundkategorien, wenn er meine „argumentative Armut“ belegen will und mich lächerlich zu machen versucht, indem er den ersten Satz meiner Arbeit zitiert (der von der „Faszination Hoffmanns“ spricht, die von der „unmittelbaren Übersetzung von emotionalem Inhalt in sprachliche Form“ ausgehe). Denn der aus dem Kontext gerissene Satz ist natürlich eine These, kein Argument. Die Erläuterung, was damit gemeint ist, und die Argumentation schließen sich ganz konventionellerweise an diesen Satz erst an. Von meiner Argumentation erzählt Weitin aber gar nichts. Er selbst bringt folgerichtig kein einziges Argument, was an meiner These eigentlich nicht stimmen sollte, er begnügt sich damit, polemisch auf das weit verbreitete Vorurteil gegen Begriffe wie „Emotion“ und „Unmittelbarkeit“ zu setzen.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Ich lasse dahingestellt, ob man auf bloße „argumentative Armut“ mit der Art Bluthochdruck reagiert, den Weitin hier demonstrativ zur Schau stellt, wenn er mein Buch als „ärgerlich“ bezeichnet, und sie erfordert auch sicher nicht jene Mischung aus aggressiver Abfertigung und unseriöser Falschinformation, mit der er mein Buch bzw. die Leserschaft quer durch seine ganze Rezension bedenkt.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Mit seiner willkürlichen Rhetorik erreicht Weitin jedenfalls eins: davon abzulenken, dass es in meinem Buch um etwas ganz anderes geht als darum, den <i>Sandmann </i>erneut „psychoanalytisch“ zu interpretieren, und dass der Grund für die negative Rezension daher wohl auch ein ganz anderer ist, einer, der natürlich von ihm verschwiegen wird, weil dann seine Parteilichkeit allzu offensichtlich würde.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Es sind, so scheint mir, keineswegs „Gemeinplätze“, die die Wut des Herrn Rezensenten auf mich herabbeschwören, sondern ganz im Gegenteil: die radikale Andersheit meines Zugangs sowie der betont kritische Gestus gegenüber den bisherigen Produkten der Forschung. Nicht weil meine Arbeit „psychoanalytisch“ ist, wird sie verrissen, sondern ganz im Gegenteil: weil es sich dabei um eine radikale sozialphilosophische Grundsatzkritik an der Sekundärliteratur und an der in ihr dominierenden psychoanalytisch/psychia-trisch orientierten Standardthese vom „Narzissmus“ (genau die ist nämlich der wahre Gemeinplatz der Forschung) handelt. Genau diese Kritik, die den tatsächlichen Kern meiner Arbeit ausmacht, wird von Weitin darum auch vollkommen verschwiegen, die muss er verschweigen, weil ihr Vorhandensein auf sehr merkwürdige Weise seiner Behauptung vom „Gemeinplatz“ meiner Thesen widerspräche.</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Wirklich niveaulos aber wird Weitin im letzten Satz seiner Besprechung, wenn er sich darüber lustig macht, dass ich das Buch meiner (im übrigen verstorbenen) Mutter gewidmet habe. Das berührt mein Privatleben, und solche unappetitlichen persönlichen Untergriffe sollten in einer seriösen wissenschaftlichen Zeitschrift eigentlich keinen Platz haben. </span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Mit vorzüglichen Grüssen</span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span lang="DE-AT">Ortwin Rosner</span></div>Ortwin Rosnerhttp://www.blogger.com/profile/16376855702851316838noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1540634542876175831.post-50088695562809622182011-02-03T22:08:00.000+01:002011-02-04T19:25:09.097+01:00REPLIK<b><i>Kurzfasssung, veröffentlicht im E. T. A. Hoffmann-Jahrbuch 18 (2010)</i></b><br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><u>Betrifft:</u> Rezension meines Buches über den <i>Sandmann </i>(“Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewußten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns <i>Der Sandmann</i>”, Frankfurt/Main u.a. 2006) im E. T. A. Hoffmann-Jahrbuch 2008 durch Thomas Weitin</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><br />
<br />
</div><div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Weitin bezeichnet mein “Vorhaben”, eine “psychoanalytische” Deutung des <i>Sandmanns</i> zu verfassen, als “misslungen”. – Diese Feststellung ist absurd, weil er meinem Buch damit ein “Vorhaben” unterstellt, das es gar nicht hat.<br />
<br />
Das “Vorhaben” meiner Arbeit ist unübersehbar am Beginn der Einleitung (S. 21) kundgetan, und es ist keineswegs “psychoanalytisch”:<br />
“Hinter dem bizarren Verhalten Nathanaels, das man versucht sein könnte, seiner persönlichen psychopathologischen oder sogar moralisch mangelhaften Konstitution zuzuschlagen – wie dies in der Sekundärliteratur häufig geschieht -, macht der Text jedoch gesellschaftliche Mechanismen der diskursiven Ausgrenzung transparent, die jenes angeblich ‚wahnsinnige’ Sprechen überhaupt erst hervorbringen und die zu beleuchten Aufgabe des vorliegenden Buches sein wird.”<br />
<br />
Wirklich niveaulos aber wird Weitins auch sonst lediglich aus erstaunlich unsachlichen Angriffen gegen mich bestehende Besprechung aber im letzten Satz, wenn er sich darueber lustig macht, dass ich das Buch meiner (im übrigen verstorbenen) Mutter gewidmet habe. Das berührt mein Privatleben, und solche unappetitlichen persönlichen Untergriffe sollten in einer seriösen wissenschaftlichen Zeitschrift eigentlich keinen Platz haben. </div>Ortwin Rosnerhttp://www.blogger.com/profile/16376855702851316838noreply@blogger.com0